Einleitung
Im modernen E-Commerce und insbesondere im digitalen Zahlungsverkehr kommt es immer wieder zu einem fundamentalen Missverständnis:
Die Begriffe Merchant of Record (MoR) und Aggregatoren-Modell (Sub-Merchant-Struktur) werden häufig gleichgesetzt – dabei unterscheiden sie sich in wesentlichen Punkten.
Beide Modelle betreffen die Abwicklung von Zahlungen im Auftrag Dritter, aber sie unterscheiden sich grundlegend in Haftung, Datenverantwortung, Vertragsstruktur und regulatorischer Einstufung.
Gerade bei der Zusammenarbeit mit Payment-Providern oder Acquirern kann eine falsche Annahme über das zugrunde liegende Modell zu Compliance-Problemen, KYC-Konflikten oder Datenschutzverstößen führen.
📌 Hinweis: Einen ausführlichen Beitrag zum Merchant-of-Record-Modell inklusive Vorteilen und Einsatzmöglichkeiten finden Sie hier:
Was genau ist ein Merchant of Record?
In diesem Artikel wollen wir die Unterschiede zum Aggregatoren-Modell herausarbeiten – denn sie ähneln sich oberflächlich, könnten aber nicht unterschiedlicher sein.
Was ist ein Aggregatoren-Modell (Sub-Merchant-Struktur)?
Ein Aggregatoren-Modell – auch bekannt als Sub-Merchant-Modell – beschreibt eine Struktur, bei der mehrere Einzelanbieter (Sub-Merchants) über eine zentrale Plattform (den Aggregator) Zahlungen abwickeln lassen.
Das Modell ist vor allem im Plattform- und Marketplace-Bereich verbreitet, etwa bei Ticketing-Systemen, Fahrdiensten oder Vermittlungsportalen.
In dieser Struktur ist nicht der Aggregator selbst der Verkäufer gegenüber dem Endkunden, sondern die Sub-Merchants. Der Aggregator reicht die Zahlungen nur durch – rechtlich gesehen handelt es sich oft um eine Art technischer oder kaufmännischer Zahlungsdienstleister.
Die Merkmale eines Aggregatoren-Modells
Typische Beispiele
In diesem Modell ist der Sub-Merchant rechtlich eigenständig, haftet für sich selbst – und muss entsprechend KYC-pflichtig identifiziert werden, wenn die Plattform den Zahlungsfluss abwickelt.
Direkter Vergleich: Merchant of Record vs. Aggregatoren-Modell
Die Tabelle kann via Touch nach links & rechts verschoben werden.
Kriterium | Merchant of Record (MoR) | Aggregatoren-Modell |
Vertragspartner des Endkunden | MoR (z. B. NETFIELD) | Sub-Merchant (z. B. Creator, Händler) |
Name auf der Kundenabrechnung | Name des MoR | Name des Sub-Merchants oder Aggregators |
Haftung gegenüber Endkunde | MoR trägt volle rechtliche & wirtschaftliche Verantwortung | Sub-Merchant haftet selbst – Aggregator nur vermittelnd |
Zahlungseingang | Direkt beim MoR | Beim Aggregator, Weiterleitung an Sub-Merchant |
Vertrag mit Acquirer | MoR ist Vertragspartner | Aggregator ist Vertragspartner, Sub-Merchant wird registriert |
KYC-Verpflichtung für Anbieter (z. B. Creator) | ❌ Nicht erforderlich gegenüber Acquirer – Verantwortung liegt beim MoR | ✅ Ja, vollständiges KYC durch den Aggregator |
Steuer- und Compliance-Pflichten | Liegen vollständig beim MoR | Liegen bei Sub-Merchant, teilweise über Aggregator verwaltet |
Kontrolle über Inhalte & Transaktionen | MoR steuert Angebot, Preis, Checkout | Aggregator oft nur Zahlungsabwicklung, Inhalt beim Sub-Merchant |
Typische Beispiele | Digitale Plattform mit eigener Abwicklung (z. B. NETFIELD) | Marktplatz mit Drittanbietern, Ticket-Portale, App-Stores |
📌 Diese Tabelle macht auf einen Blick deutlich:
MoR und Aggregator mögen sich ähneln – sind aber strukturell, haftungsrechtlich und regulatorisch grundverschieden.